Startseite                         Bücher                      Kritiken zu Eidernebel         

 

 

Ein Duft von Kardamom und Nelke liegt in der Luft und es riecht nach gekochter Milch. Der gemeinsame Weg zu einer
Tempelanlage führt durch ein Spalier stoffüberdachter Karren mit großen Speichenrädern.

Als er sich umdreht fliegt wie aus dem Nichts ein großer Schatten auf ihn zu. Zwei Hände packen seine Schultern und reißen ihn zu Boden.

Welcher Dämon hat dich nur hierher getrieben, denkt Swensen verunsichert, und sein Blick erfasst sofort die Stelle,
an der im Juni 1998 die halb tote Frau gefunden worden war. Ehe er richtig nachdenken kann, stürzen schon die alten Bilder aus der Nacht auf ihn ein.

Das Blattgold des Schnitzaltars wirft im Lampenlicht einen sakralen Glanz auf die Haut der nackten Leiche, die rücklings ausgestreckt auf einer schwarzen Plastikplane liegt.

Etwas Schweres poltert und rutscht die Treppe hinab, die Himmelsleiter, die zur Musik des Himmels hinaufführt, schlägt mehrmals laut polternd auf die Holzstufen.

 

Frank Gustavus

Lesung - Lyra - Brunsbüttel

Am Sockel das Gesicht eines Indianers, daneben Kaffee- und Kakaopflanzen. Das zeugt von dem blühenden Handel im 16. Jahrhundert.

                 

       

 

 

 

 

 Holzaltar in der Witzworter Kirche

Das zentrale Thema dieses außergewöhnlichen Krimis ist das Gedächtnis der körpereigenen Zellen. Was passiert zum Beispiel nach einer Organtransplantation im Kopf des Empfängers? Konkret: eine Herztransplantation in der Uniklinik Kiel. Aus welchem Körper das Herz stammt, das der Patientin eingepflanzt wird, unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Die Organempfängerin bemerkt nach der Operation Veränderungen, die sie sich nicht erklären kann: Träume, die sie nicht deuten kann. Das Faible für »Coca Cola« und die plötzliche Vorliebe zur indischen Küche stellen nur der Beginn einer ganzen Reihe von Phänomen da. »Eidernebel« ist ein Roman, der den Leser auf eine ganz eigene Art von der ersten Seite an gefangen hält. Hier stimmt einfach alles: der Plot, die Charaktere und natürlich die Landschaft (Nordfriesland ist ganz einfach schön!).

Wir Insulaner, das Föhrer Blatt

Autor Wimmer Wilkenloh hat einen Krimi geschrieben, der rund um Husum spielt und seinen bereits bekannten Hauptkommissar Jan Swensen gut in Szene setzt. Grausame Morde belasten den Ermittler und sein Team, da nützt es wenig in einer schönen Landschaft zu wohnen. Der Autor webt vom ersten Moment an viele Fäden, die auch mal ins Nichts laufen, aber am Ende kommen viele zusammen und lassen beim Leser Gänsehaut aufziehen. Gut und flüssig geschrieben, lebhaft erzählt... Fazit: dramatisch, drastisch und traurig. Sehr empfehlenswert!

Deutsche-Krimi-Autoren

Dieser Krimi hat mir ausnehmend gut gefallen, er ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Das gesamte Drumherum, die nordfriesische Geschichte z. B. ist gut recherchiert, die Nebenhandlungen ebenso. Leider kann ich hier nicht zu sehr ins Detail gehen, weil ich sonst zuviel von der Handlung verriete, aber auch der medizinische Teil ist interessant und sehr spannend!
Besonders gut gefallen hat mir die Hauptfigur Jan Swensen. Ein nordfriesischer Buddhist, der in Gedanken immer Ratschläge seines Meisters aus seinem buddhistischen Kloster orakelt bekommt. Erinnert ein wenig an „Qwai Chang Caine“, man erwartet immer so einen Satz wie :“Du musst noch viel lernen, Grashüpfer!“ Aber es passt zu ihm, zu seiner Figur, es wirkt niemals künstlich. Beste Krimiunterhaltung mit einem Hauch Thrill, von dem ich garantiert mehr lesen werde!

Regina Stark

Eiderstedt - Land der Kirchen. 18 Kirchen gibt es in der Landschaft Eiderstedt, viele von ihnen werden in diesem Buch detailgenau beschrieben. Eidernebel ist aber kein Reiseführer durch Eiderstedts Kirchen, sondern ein Krimi vom Feinsten. Grausige Morde geschehen innerhalb kürzester Zeit in der sonst so friedlichen Landschaft. Die Opfer werden in oder vor Kirchen Eiderstedts gefunden. Hinzu kommt, dass fünf Jahre zuvor eine Frau am Deich des kleinen Örtchens Reimersbude ermordet wurde und der Mord nie aufgeklärt werden konnte. Die Polizei tappt im Dunkeln, bis sich eine Frau mit Organspenden beschäftigt und auf seltsame Veränderungen von Empfängern von Spenderherzen stößt, das sogenannte Zellengedächtnis, dass durch neuere Forschungen belegt ist. Dabei lernt sie die Frau kennen, in der das Herz des Mordopfers von Reimersbude weiterlebt. Die Frau wird von Alpträumen geplagt, erlebt die Minuten vor der Ermordung immer wieder, obwohl sie weder den Tatort noch das Opfer kannte.

Ein spannender Krimi bis zur letzten Minute, hervorragend recherchiert. Sehr lesenswert, besonders an einem warmen Frühlingstag direkt an der Eider.

Birgit Pauls

Ob beschauliche Halbinseln oder malerische Bergregionen - gerne wird im Krimi-Genre dort gemordet, wo Einheimische sich behütet fühlen und andere Menschen Urlaub machen. So auch in Wimmer Wilkenlohs viertem Fall "Eidernebel. Ein Nordfriesland-Krimi", erschienen im Gmeiner-Verlag. Hauptperson ist der philosophisch angehauchte, praktizierende Buddhist Swensen. Gekonnt nüchtern wird der Schleier des Verbrechens über die ländliche Idylle gelegt, eine düstere Atmosphäre erzeugt, Wissenswertes über die Region geliefert und - wie es für Lokal-Krimis üblich ist - mit Liebe zum Detail beschrieben. An Themenvielfalt mangelt es dabei nicht. 

Husumer Nachrichten

Auch die vierte Folge der an der Nordseeküste angesiedelten Reihe nimmt es mit den Abgründen, die sich auf den Wegen menschlichen Seins fortwährend auftun, gewohnt genau. Der schleswig-holsteinische Autor kreist dabei um Fragestellungen, die öffentlich immer wieder diskutiert werden, aber letztlich ohne Antwort bleiben. Sind Organtransplantationen tatsächlich nur zum Segen der  Menschen? Tragen Lebensmittel-Discounter ihre Strategien auf den Rücken der Mitarbeiter aus? Betreibt die moderne Gesellschaft Raubbau an der seelischen Gesundheit ihrer Mitglieder, ohne sich dessen bewusst zu sein?

Solche grüblerischen Gedankenstränge durchziehen ein breit angelegtes Handlungsfeld. Vordergründig geht es um eine Mordserie, deren Schauplätze die Kirchen auf der Halbinsel Eiderstedt sind. Es geht auch um Stasi-Vergangenheit und marktwirtschaftliche Gegenwart. Und es geht um sehr viel akribisch zusammengetragenes Wissen, das Wimmer Wilkenloh systematisch und sprachlich kühl aufbereitet. Das mörderische Grauen und die Beschreibung unmenschlichen Verhaltens federt der Autor in bekannter Weise ab. Buddhistische Einsicht versöhnt den zur Schwermut neigenden Kommissar – und damit auch den Leser? „Die Erfahrung von Leid entsteht dadurch, dass wir uns mit ihm verbinden“, ist zu lesen und als roter Faden durch die Lektüre zu verfolgen.                     

St. Peter Ording Magazin - Marianne von Salis


Auch im 4. Fall um Hauptkommissar Jan Swensen begleiten wir ihn und sein Team durch Husum und Eiderstedt. Was natürlich, wenn man die Umgebung kennt, noch einen gewissen Spaßfaktor beim Lesen hervorruft, da man genau weiß, wo sich die Personen befinden und was sie sehen.

Aber auch ansonsten hat Wimmer Wilkenloh wieder ein wahres Meisterwerk der deutschen Krimiliteratur geschaffen, welches ich sehr ans Herz legen kann, da es im keinen Punkt Mangel aufweist.

Wir lesen Bücher - Anni
 

Der Autor Wimmer Wilkenloh wirft in "Eidernebel" die Frage auf, ob Herzen sozusagen eine Seele besitzen, beziehungsweise ob das Herz als Organ in der Lage ist, Erinnerungen des Menschen zu speichern und ob das Herz diese Informationen nach einer Transplantation an den neuen Besitzer weiterzugeben vermag. Rein wissenschaftlich und ohne Phantastereien flicht der Autor dieses brisante Thema in den Krimi mit ein. Friesisch-herb und ohne Schnörkeleien - das ist die Art von Krimi, die der Leser sich von dem gebürtigen Itzehoer und jahrelangen Autor beim Norddeutschen Rundfunk erhofft und mit "Eidernebel" auch bekommt.

Vanessa Ney / Preußische Allgemeine Zeitung


Grausame Morde im beschaulichen Land. Frauen werden scheinbar grundlos barbarisch getötet und in Kirchen zur Schau gestellt. Es gibt keinen Anhaltspunkt, als das Team zu ermitteln beginnt. Und dann gibt es meherere Erzählstränge, die logisch und wunderbar aufgebaut sind. Zum einem Kirchengeschichte und Entwicklung  von Eiderstedt, Organtransplantationen und ihre Wirkung, für mich ein sehr spannendes Thema. Und immer wieder die Stimme des Mörders. Ebenfalls gelungen, die Hintergründe der Machenschaften diverser Discounter. All diese Stränge, die neben der Ermittlungsarbeit laufen, sind gekonnt und ausführlich beschrieben. Nichts ist nur angerissen um des Zweckes Willen. Einfach wunderbar dicht und gekonnt aufgebaut. Bitte mehr davon.

Buchhändlertipp :
von Brigitte Bouman-Mengering aus der Thalia-Buchhandlung in Lingen (Ems)