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Bilder Farbschichtungen  
 

 

Farbschichtungen:

 

Meine Arbeit kann als eine Form von Archäologie begriffen werden. Doch entgegengesetzt zu einer Ausgrabung handelt es sich nicht um eine Freilegung von etwas Verdecktem. Meine Malerei geht den umgekehrten Weg, findet ihren Ausdruck in der Schichtung künstlerischer Schöpfung. Das systematische Überarbeiten meiner selbst geschaffenen Ergebnisse, die von unterschiedlichen Farbkonsistenzen und Farbstrukturen geprägt sind, ist ein Prozess der kontrollierten Zerstörung, der von mir intuitiv, d.h. im entscheidenden Moment, beendet wird. Diese Form von Malerei bewegt sich bewusst im Bereich des Risikos, setzt auf die professionelle Fähigkeit im imaginären Schaffensprozess.

 

 

Die Arbeit ist inspiriert von der Fülle der Strukturen, die in der Natur hervorgebracht werden, z.B. an verwitterten Häuserwänden, im Watt, oder auf Bäumen. Sie will aber die natürlichen Prozesse innerhalb der Natur nicht kopieren, sondern ihren spirituellen Inhalt sichtbar machen. Es geht mir darum, den Schaffensprozess so weit wie möglich frei von einem ichbezogenen Gestaltungswillen zu halten und ihn nur noch von außen, wie der bewusste Zeuge in der Meditation, zu beobachten.

Ich sehe meine Arbeit als eine innere Gradwanderung, für deren Umsetzung ich feste bis flüssige Farbe benutze, gemalt und gespachtelt. Einige Bilder setzen sich sogar konkret mit der Natur auseinander. Sie entstehen im Regen, wobei die Farbe von den aufschlagenden Tropfen verformt und ausgewaschen wird.

Es ist kein Zufall, dass ich bei vielen Titeln meiner Bilder auf Begriffe der Physik zurückgreife, z.B. Supersymmetrie (Beschreibung der Elementarteilchenphsysik, die nicht zwischen Teilchen und Kräften unterscheidet) oder Neuronal (ein Neuron betreffend).

 

Zustand n=4 l=3 m=1  ohne StrömungsdarstellungZustand n=4 l=3 m=1  Schnittdarstellung mit Strömungsvektroren

Zustand n=4 l=3 m=1  Transparente Darstellung mit StrömungsvektorenZustand n=4 l=3 m=1  Schnittdarstellung mit "Stromfäden"

Strömung der Elektronendichte im Wasserstoffatom

 

Relativitätstheorie und Quantenmechanik haben unser Wirklichkeitsbild entscheidend verändert, so dass der Aufbruch der Pioniere der Moderne in die Abstraktion von diesen neu entdeckten Strukturen des Mikro- und Makrokosmos förmlich überrollt wurde. Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass das Aussehen der Welt und deren Realität im großen Maße vom Betrachter beeinflusst werden, hat auch eine neue Dimension in der Kunst geöffnet. Marcel Duchamp reagierte darauf mit dem Satz: Kunst entsteht im Auge des Betrachters.

Mit diesem Umbruch vor Augen, suche ich meine Motivation für die Arbeit mit den Farbschichtungen in einer Auseinandersetzung mit dem ungeklärten Phänomen des Welle-Teilchen-Dualismus der Quantenmechanik, dem Rätsel von der Natur des Lichts: Lichtwellen sind gleichzeitig Materieteilchen und Materieteilchen sind gleichzeitig Lichtwellen.

Für mich gilt in diesem Fall: Licht ist Farbe und Farbe ist Licht.

Diese künstlerische Forschung, die in jedem Moment anstrebt, sich möglichst wertungsfrei auf Farbe und Form einzulassen, erkundet genau diesen geheimnisvollen Zwischenbereich.

Es geht um kontrollierte Malerei innerhalb der unkontrollierten Malerei und unkontrollierte Malerei innerhalb der kontrollierten Malerei.